Ein Teller Suppe

Ein kurze, eventuell bekannte Geschichte:

Es kaufte sich eine ältere Frau im Schnellrestaurant einen Teller Suppe. Behutsam trug sie die dampfende Köstlichkeit an einen Stehtisch und hängte ihre Handtasche darunter. Dann ging sie noch einmal zur Theke: den Löffel hatte sie vergessen.

Als sie zum Tisch zurückkehrte, stand dort doch tatsächlich einer jener Afrikaner – schwarz, Kraushaar, bunt wie ein Paradiesvogel – und löffelte die Suppe. Zuerst schaute die Frau ganz verdutzt; dann aber besann sie sich, lächelte ihn an und begann, ihren Löffel zu dem seinen in den Teller zu tauchen. Sie aßen gemeinsam.

Nach der Mahlzeit – unterhalten konnten sie sich kaum – spendierte der junge Mann ihr noch einen Kaffee. Er verabschiedete sich höflich. Als die Frau gehen wollte und unter den Tisch zur Handtasche greifen will, findet sie nichts – alles weg. Also doch ein gemeiner, hinterhältiger Spitzbube. Ich hätte es mir doch gleich denken können – Gemeinheit! Enttäuscht, mit rotem Gesicht schaut sie sich um. Er ist spurlos verschwunden. Aber am Nachbartisch erblickt sie einen Teller Suppe, inzwischen kalt geworden. Darunter hängt ihre Handtasche.

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Einen Teller Suppe essen, fröstelnd vielleicht in der Kälte des Winters. Mit einem Menschen ins Gespräch kommen, Wärme spüren in den Worten des anderen. Das Leben teilen, ein wenig spüren, was das heißt: Gott teilt sein Leben mit uns!

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